SAGEN VOM HECHTSEE
Wie der Hechtsee entstanden ist.
Wo sich die dunklen Fichten im klaren Waser des Hechtsees spiegeln standen in grauer Vorzeit zwei stattliche Bauernhöfe, breit und behäbig in grüner Mulde eingebettet. Von den beiden Bauern betrieb jeder eine blühende Land- und Forstwirtschaft, aber sie waren einander spinnefeind. Warum diese Nachbarsfamilien so sehr zerstritten waren, weiß heute keiner mehr. Vielleicht wussten es damals die Streithanseln selber nicht. Die Zwistigkeiten waren eben seit Generationen da, und wenn sich Leute aus den zwei Bauerngeschlechtern begegneten, so schrien sie sich gegenseitig die übelsten Verwünschungen zu. Diese Verwünschungen sollten eines Tags Wirklichkeit werden. Denn während sich wieder einmal die beiden verfeindeten Bauern über die Grenze ihrer Höfe hinweg die hässlichsten Verfluchungen zubrüllten und alle zwei dabei immer zorniger wurden, da versanken sie urplötzlich zusammen mit all ihrem Hab und Gut, mit Haus und Hof, Stall und Scheune und Ländereien, mit Mensch und Tier. Wo die Bauernhäuser standen und die Viehweiden drum herum sich ausgebreitet hatten, da war nun ein tiefer See, dunkelgrün und silber glänzend. Von ihm nahmen die Leute der Gegend sogar an, dass er in seiner unergründlichen Tiefe mit dem Meer in Verbindung stünde.
Sagenhaftes vom Hechtsee
HECHTA
Die Nixe im Hechtsee.
Oberhalb von Kiefersfelden, aber schon jenseits der Tiroler Grenze, liegt im Bergwald eingebettet der Hechtsee. In seinem dunkelgrünen Wassern hauste einst eine Nixe, Hechta mit Namen. Ab und zu konnte sie Menschengestalt annehmen und aus den kühlen Fluten heraus an Ufer steigen.
Als sie wieder einmal, gar lieblich anzuschauen, als junges Mädchen am Ufer des Sees lustwandelte, traf sie einen jungen Jäger. Friedl hat er geheißen. Sie fanden sofort Gefallen aneinander. Deshalb trafen sie sich alle paar Tage und waren über beide Ohren ineinander verliebt. Hechta sagte dem jungen Mann, daß ihre Liebe in die Brüche gehen müsse, würde er sie jemals drängen, ihren Namen preiszugeben, oder würde er sonstwie ihren Namen erfahren. Doch der Jäger war ein neugieriger Bursche, und so blieb es nicht aus, dass er von der Hechtseenixe erzählen hörte und schließlich von einer alten Kieferin (Kiefersfeldenerin) auch den Namen derselben erfragte.
Bald darauf traf er seine Liebste wieder droben am Hechtsee. Da lagen sie sich in den Armen und in seinem Glück nannte er sie zärtlich bei ihrem Namen. Im selben Augenblick rollte eine riesige Welle über de See heran und schlug über die beiden am Ufer Liegenden zusammen und riss sie in die Tiefe.
Hechta verlor ihre Liebe, Friedl sein Leben.